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Topographische Karte 1 : 10.000 der DDR
Ausgabe für den Staat
Vertrauliche Verschlusssache

Die erste Topographische Karte 1 : 10.000 vom Gebiet unserer Gemeinde Michendorf, aus DDR Produktion, stammt aus dem Aufnahmejahr 1956 – Druck 1957
Es gibt wahrscheinlich nur je ein Exemplar dieser Kartenblätter.

Zum Verständnis ein wenig Geschichte um zu verstehen worum es geht:
Sämtliche topographischen und kartographischen Herausgabeoriginale (Vorlagen für die Druckplatten) sind zu gegen Kriegsende in den Westen (Frankfurt/M, Bamberg) und ins Sudetenland (Eula) gebracht worden. Dort wurden sie von US-Truppen bzw. tschechischen Behörden beschlagnahmt. Ebenso wurden alle Entwicklungs- und Konstruktionsunterlagen für den geodätischen und photogrammetrischen Instrumentenbau der Carl-Zeis-Werke Jena in den Westen verbracht. Durch die sowjetische Besatzungsmacht erfolgte dann noch die Demontage der Maschinen. Mit den wenigen noch verbliebenen Fachkräften musste erst mühsam wieder eine präzisionsmechanische und optische Industrie aufgebaut werden.

In der sowjetischen Besatzungszone wurden zunächst alle verbliebenen Kartenbestände zentral zusammengetragen und sortiert. Von den Reichskartenwerken im Maßstab 1 : 100.000 bis 1 : 1.000.000 waren genug Karten vorhanden, um eine Erstausstattung für Bedarfsträger bilden zu können. Für die 1 : 25.000 (Messtischblätter) gab es hingegen erhebliche Lücken, so dass Notausgaben hergestellt werden mussten. Die Reproduktion erfolgte nach Auflagendrucken, da die Originale infolge des II. Weltkrieges nicht mehr zur Verfügung standen.

Nach der Gründung der DDR 1949 wurde 1951 auch die Neuordnung des Vermessungs- und Kartenwesens beschlossen. Darauf­ hin wurden im Jahr 1952 aus den damals bestehenden Vermessungsdiensten der Länder der DDR die Vermessungsdienste Nord, Ost, Süd und West geschaffen. 1954 wurde der Geodätische Dienst (GD) in Leipzig und der Kartographische Dienst (KD) in Potsdam aufgestellt.

Die zweite Interimslösung zur Herstellung topographischer Kartenwerke bestand darin, dass die von der Sowjetarmee dem Ministerium des Innern/ Kasernierte Volkspolizei (Mdl/KVP) übergebenen Filme aller Kartenoriginale vom Gebiet der DDR im Mittelabschnitt rund um Berlin (Grundlage waren Militärkarten der ehemaligen Deutschen Wehrmacht) für einen Vierfarben-Offsetdruck Verwendung fanden, wobei die Schriftplatte vom KD-Potsdam neu erstellt wurde.

Als dritte Interimslösung zur Herstellung topographischer Kartenwerke dienten die von der Sowjetarmee (SA) neu erstellten topographischen Karten vom Gebiet der DDR, wobei wiederum die kyrillischen Schriftplatten vom KD-Potsdam für Zwecke der KVP, Deutschen Volkspolizei (DVP) und des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) neu erstellt wurden.

Zur Schaffung einheitlicher moderner topographischer Katenwerke in allen Staaten des "sozialistischen Weltsystems" wurden auf der Sofioter Konferenz im Juni 1952 neue Richtlinien nach sowjetischem Vorbild beschlossen. Die DDR war bei dieser Konferenz durch die Hauptabteilung Vermessungs- und Kartenwesen vertreten.

Im gleichen Jahr erfolgte die politische Weisung, das gesamte Territorium der DDR neu zu vermessen und im Maßstab 1 : 10.000 völlig neu aufzunehmen, sowie neue topographische Karten herzustellen um eine genaue geodä­ tische und topographische Grundlage für die Wirtschaft und Verwaltung, aber auch für die Landesverteidigung zu schaffen. Die Arbeiten an der Topographischen Karte 1 : 10.000 konnten bereits im Jahr 1969 abgeschlossen werden, eine organisatorische und technische Meisterleistung. Für die Ausführung der topographischen Arbeiten waren die 1959 neu gebildeten drei zivilen Topographischen Dienste (TD) in Schwerin, Dresden und Erfurt, der Geodätische Dienst (GD) in Leipzig und der Kartographische Dienst (KD) in Potsdam zuständig.

All die hier entstandenen Karten hatten den Vermerk: Vertrauliche Verschlusssache. Fehlte eine Karte, hieß das mehr oder weniger Gefängnis, oder Verlust des Arbeitsplatzes und … und … je nach Schwere der "Tat".

Alle 5 Jahre erfolgte eine Aktualisierung der Kartenblätter, das heißt: die Blätter er alten Auflage wurden ersetzt durch die neuen Drucke. "Ersetzt" das heißt in diesem Fall: Vernichtung aller gedruckten Karten dieser Auflage. Auf Grund der Nachweisführung (Vertrauliche Verschlusssache) konnte der Verbleib jeder einzelnen Karte nachverfolgt werden. Vernichtet wurden die Karten in der Regel in der Papierfabrik Schwedt unter strenger Aufsicht und Kontrolle, die Möglichkeit eine Karte zu entwenden war praktisch gleich Null. Lediglich ein Exemplar jeder Auflage wurde als Belegexemplar aufgehoben und hinter Gittern und Stahltüren an zentraler Stelle verwahrt. Der Kalte Krieg läßt grüßen!

Somit gibt es heute nur noch die topographischen Karten (Ausgabe für den Staat - AS) der letzten Aktualisierung / Auflage, die kurz vor der Wende entstanden ist. Alle anderen Aktualisierungen / Auflagen sind vernichtet!

Ab 1966 begann die Einführung der Topographischen Karten (Ausgabe für die Volkswirtschaft - AV) in den Maßstäben
1 : 10.000, 1 : 25.000, 1 : 50.000, 1 : 100.000, 1 : 200.000, 1 : 750.000 und 1 : 1.500.000.

Die Karten hatten eine andere geodätische Grundlage, einen anderen Zeichenschlüssel und waren Rahmenkarten, das heißt: der Blattschnitt ist nicht nach dem geographischen Koordinaten eingeteilt, sondern "willkürlich" festgelegt. Damit war ein Bezug zu den Karten der AS nicht gegeben. Sicherheitsrelevante Gebiete oder Objekte wurden auf alle möglichen Weise verfälscht. Viele Angaben die in der Ausgabe AS noch enthalten sind, sucht man vergebens in der Ausgabe für die Volkswirtschaft (AV). Die Karten waren inhaltlich ausgedünnt. Ab 1978 begann man mit der systematischen Neubearbeitung der gesamten Maßstabsreihe der topographischen Karten (AV). Diese Arbeiten waren bereits 1986 abgeschlossen.

Die folgenden hier abgebildeten Karten stammen aus der aller ersten Auflage der Ausgabe für den Staat (AS) und wurden je nach Kartenblatt zwischen 1956 und 1963 aufgenommen.

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Alle Kopien und Abbildungen stammen von dieser Webseite, denn nur hier gibt es eine Abbildung dieser Kartenblätter zu sehen. Karten im weiteren Privatbesitz dieser Ausgaben kann es nicht geben (siehe Text oben).

Literatur: MILGEO 20/2006, Militärisches Geowesen der DDR, G. L. Fasching

 

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