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Literatur: Die Mark Brandenburg, Johannes Schultze, Band 1 bis 5

Geschichte unserer Heimat,
der Mark Brandenburg

Um die Zeitenwende
gehörte das Gebiet der späteren Mark Brandenburg zum Siedlungsgebiet des germanischen Stammes der Semnonen, die den großen Suebischen Volksverband bildeten und wie die Langobarden zum elbgermanischen Kulturkreis gehörten. Das Kerngebiet der Semnonen war das Havelland, das Siedlungsgebiet ging im Süden über die Zauche bis in die Gegend um Jüterbog.
In der "Germania" von Tacitus (Römischer Geschichtsschreiber, ca. 100 nach Christus) werden die Semnonen als das älteste und edelste Volk der Sueben beschrieben. Ihr Stammesverband soll 100 Gaue umfasst haben. Tacitus berichtet weiter, das die Sueben sie Ihr Haar nach hinten zu einem » Knoten zusammenbanden, viel Wert auf ihr äußeres legten und einen schrecklichen Kriegsschmuck trugen.

Tacitus:"Als die ältesten und vornehmsten Sueben betrachten sich die Semnonen. Den Glauben an ihr hohes Alter bestätigt ein religiöser Brauch. Zu bestimmter Zeit treffen sich sämtliche Stämme desselben Geblüts, durch Abgesandte vertreten, in einem Haine, der durch die von den Vätern geschauten Vorzeichen und durch uralte Scheu geheiligt ist. Dort leiten sie mit öffentlichem Menschenopfer die schauderhafte Feier ihres rohen Brauches ein. Dem Hain wird auch sonst Verehrung bezeigt: niemand betritt ihn, er sei denn gefesselt, um seine Unterwürfigkeit und die Macht der Gottheit zu bekunden. Fällt jemand hin, so darf er sich nicht aufheben lassen oder selbst aufstehen; auf dem Erdboden wälzt er sich hinaus. Insgesamt gründet sich der Kultbrauch auf den Glauben, dass von dort der Stamm sich herleite, dort die allbeherrschende Gottheit wohne, der alles andere unterworfen, gehorsam sei. Der Wohlstand der Semnonen erhöht ihr Ansehen: sie bewohnen hundert Gaue, und die Größe ihrer Gemeinschaft veranlasst sie, sich für den Hauptstamm der Sueben zu halten."

Gegen 180 nach Christus
scheinen bereits alle Semnonen das östliche Elbgebiet in Richtung Westen verlassen zu haben.

Seit dem 4. Jahrhundert
finden sich Spuren ostgermanischer Burgunden und Wandalen in unserer Gegen. In den sich leerenden Siedlungsräumen sind slawische Völker aus dem Osten und Süden nachgerückt und vermischten sich mit den verbliebenen germanischen Bevölkerung. Dabei blieben viele germanische Orts- und Gewässernamen sowie ortsgebundene germanische Sagen erhalten. Ebenso sind Stammesnamen aus dieser Zeit nicht slawischen Ursprungs. Das lässt auf Verbleiben großer germanischer Bevölkerungsanteile in unserer Region schließen.

Um 1000
In der Folge ließen sich die Heveller (slawisch: Stodoranen) die zu der Gruppe der slawischen Welzen (später kam das Wort Lutizen auf) hier nieder. Ihr Siedlungsgebiet war das Havelland und die Zauche. Ihr Zentrum: die Brandenburg (heute die Stadt Brandenburg an der Havel). Der östliche Nachbarstamm waren die Spreewanen. Um das Jahr 1000 berichtete der Merseburger Bischof Thietmar über die Lutizen: dass sie nicht einen einzelnen Gebieter dienten sondern die Volksversammlung die oberste Instanz war. Die Volksversammlung entschied über die zu ergreifenden Maßnamen. Das trug wiederum dazu bei, dass sich zwischen Elbe und Oder kein einheitliches, geordnetes Staatswesen entwickeln konnte.

Der erste bekannte Brandenburger mit Namen ist die um 900 von Wratislaw von Böhmen geehelichte Dragomir. Sie war Tochter eines Havellerfürsten aus der Brandenburg.

928
drang der » Sachsenkönig Heinrich I. (Nachfolger von Konrad I. wurde 919 zum 2. römisch-deutscher König gewählt) gegen die Heveller vor und eroberte die "Brennaburg". Ziel war es die Slawen unter die Oberhoheit des Reiches zu zwingen und sie dadurch zu einem friedliches Zusammenleben zu nötigen. Heinrich benötigte diesen Frieden um gegen die ständig ins Reich eindringenden Ungaren vorzugehen. Die Slawen machten in der Regel mit den Ungaren gemeinsame Sache. In der Folge unterwarfen sich auch die anderen Lutizenstämme Heinrich und zahlten an ihm Tribut. Ihr Kampfgeist war allerdings nicht gebrochen. Schon im Folgejahr schlugen die Slawen zurück, mussten aber bei der Burg Lenzen eine vernichtende Niederlage hinnehmen. Gegen 936 (Todesjahr von Heinrich) waren alle Völker zwischen Elbe und mittlerer Oder unterworfen, dem christlichen Glauben aufgezwungen und dem deutschen König tributpflichtig.

» Widukind beschrieb die Slawen zu seiner Zeit wie Folgt: "Sie ziehen den Krieg dem Frieden vor, indem sie Elend der geliebten Freiheit gegenüber gering achten. Dieser Menschenstamm ist abgehärtet und scheut Anstrengungen nicht. An die dürftigen Nahrung gewöhnt, halten die Slawen für Genuss, was den Sachsen als große Beschwerde erscheint."

937
gründete » König Otto I. (Nachfolger Heinrichs I.) in Magdeburg ein Kloster. Dieses Kloster erhielt unter anderem "Lietzizi" (Havelwinkel) und "Heveldum" (Havelland) zur Bewirtschaftung. Das ist das erste Schriftstück, das Teile der späteren Mark Brandenburg erwähnt.

948
wurde auf dem Fürstentag in Magdeburg die Gründung von 2 Bistümer an den alten Fürstensitzen an der Havel, in Havelberg und Brandenburg beschlossen. Damit wurden die Grundlagen zu Missionierung im Slawenlande gelegt. Im selben Jahr wurde mit dem Bau der ersten christlichen Kirchen, zumindest in den beiden Städten Havelberg und Brandenburg, begonnen, die ersten Kirchen in der späteren Mark Brandenburg. Im selben Jahr wurde
» Gero zum » Markgrafen über das Gebiet der Lutizenvölker und der Lausitz. Gero musste immer wieder gegen sich aufbegehrenden Slawenstämme in den Krieg ziehen. Unter seiner Herrschaft blieb das Land bis zur Lausitz geeint. 965 verstarb der große Markgraf.

983
In den folgenden Jahren entstanden im Lande verteilte Burgwarde, die bewaffneten Besatzungen reichten aus, um die Slawen nach den bisherigen Misserfolgen von neuen Aufständen abzuschrecken. Mit der Sachsenherrschaft und die zwangsweise Missionierung konnten sich die Lutizen in unserer Region nicht anfreunden. "Sie wurden erbitterte Feinde alles dessen, was Christennamen tragen". (Lambert von Hersfeld, 100 Jahre später). Im geheimen wurde der Wiedersand geplant, der 983 ausbrach und innerhalb von 3 Tagen fielen Havelberg und die Brandenburg. Der neue Markgraf der Nordmark,
» Dietrich von Haldensleben
(gest. 984), der Nachfolger von Gero, konnte sich nur durch eine schleunige Flucht retten. Auch andere Slawenstämme nahmen am Aufstand teil und drangen tief ins Sachsenland vor, selbst Hamburg wurde von ihnen zerstört. Die sächsischen Territorien wurden noch im selben Jahr von Feinden befreit, die ostelbische Mark wurde bis auf weiteres aufgegeben. Neuer Markgraf wurde » Lothar von Walbeck der Dietrich von Haldensleben ablöste, dem die Hauptschuld an dem Slawenaufstand zugeschrieben wurde.

Bis 997
ging es in der Nordmark hin und her, mal siegten die Sachsen mal die Slawen. An den Kämpfen nahm der neue junge Sachsenkönig » Otto III. aktiv teil. Erst als Otto III, als deutscher Kaiser nach Rom ging (997), beruhigte sich die Lage. Die Äbtissin Mathilde von Haldensleben, die Tochter von Dietrich von Haldensleben, die einen Slawen namens Prebislav geheiratet hatte, soll viel zur Befriedung der Slawen und zum endlich einziehenden Frieden beigetragen habe. Das Christentum wurde ausgerottet, die Bindungen mit dem Reich wurden gelöst.

Trotz alle dem blieb die Bistümer Havelberg und Brandenburg sowie die weltliche Nordmark dem Namen nach bestehen, die dafür weiter eingesetzten Bischöfe und Markgrafen warteten auf eine Gelegenheit ihre Ämter wieder in alter Weise wahrzunehmen.

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